17. 8. 2008 / Uwe Ladwig
Georgische Soldaten griffen an, russische reagierten. Was geschah, geschah, und es entwickelte sich daraus, was zu erwarten war. Jede Seite interpretiert die Geschehnisse entsprechend ihrem Standpunkt und ihrer Sicht der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft. Eines der damit verbundenen Probleme scheint aber zu sein, dass die Lobbyisten der amerikanischen Republikaner die Welt destabilisieren, nur damit mehr Wähler ihren Kandidaten bei den amerikanischen Wahlen unterstützen. Und interessant ist, wie viele Meinungsbildner ihnen dabei auf den Leim gehen...
Die Reaktionen einiger Leser der Britske Listy verdeutlichten, dass nicht wenige Tschechen meinen, jeder Kritiker neoliberaler Ökonomen und US-amerikanischen Politiker sei ein Kommunist oder wenigstens ein von den 'Sowjets' bezahlter Agent. Deshalb vorangestellt diese Erklärung: Ich war nie Kommunist, werde von ihnen nicht bezahlt und bedaure aus historischer Sicht noch heute zutiefst, dass die Russen den interessanten Versuch unterbrachen, sozialistische Politik mit demokratischen Prinzipien in einem 'dritten Weg' zu verbinden. Ja, ich bin eigentlich noch heute gegen die Russen ziemlich voreingenommen, glaube aber nicht, dass man ihnen für 'alle Schlechtigkeiten' dieser Welt die Schuld geben kann und im Gegensatz dazu US-Amerikaner 'immer Recht' haben.
Dieses wurde mir mal wieder bewusst, nachdem ich die unterschiedlichsten Kommentare zur Situation im Kaukasus gelesen hatte. Es verwunderte mich dabei aber keinesfalls, dass US-Amerikaner darüber klagen, dass die Russen ihre Soldaten nach Georgien schickten. Und dieses, obwohl ich überzeugt bin, dass Micheil Saakaschwili ohne sein Vertrauen auf die Unterstützung der US-Amerikaner niemals den Einmarsch seiner Truppen in Südossetien befohlen hätte.
Hierüber sprechen aber weder George W. Bush noch Condoleezza Rice, übrigens ebenso wenig wie über die Tatsache, dass sie mit falscher Begründung amerikanische Truppen in den Irak geschickt haben. Was machten aber Russen im Kaukaus anders als die Amerikaner im Irak? Dabei ist zu berücksichtigen, dass es doch russische Blauhelme waren, die sich vor dem georgischen Angriff schon auf der Basis gültiger internationaler Abkommen offiziell in Südossetien aufhielten. Somit hatten Dmitri Medwedew und Wladimir Putin wenigstens theoretisch das Recht und die Pflicht, nicht nur ihre dort stationierten Soldaten, sondern auch die in diesem Teil Georgiens lebenden russischen Staatsangehörigen zu schützen.
Wie sollte man nach einem solchen Vergleich mit den USA umgehen? Wie ist es möglich, dass US-Amerikaner meinen, man könne mit ihnen noch zusammenarbeiten, wenn die Kooperation mit den Russen nicht mehr möglich sein sollte. Schließlich ist das Vorgehen der Amerikaner im Irak weit beklagenswerter als das der Russen in Georgien. Und wie ist es möglich, dass Journalisten und Politiker es übernahmen, nicht nur Bush, sondern auch noch Sakaschwili beiseite zu stehen? Die Argumente der amerikanischen Republikaner verwundern mich aber keineswegs, da für sie nur die kommenden amerikanischen Präsidentschaftswahlen von Bedeutung sind. Ihnen geht es nicht um Georgien und eine Form von Gerechtigkeit. Sie wollen den amerikanischen Wählern nur zeigen, dass der Weltfrieden - und dieses nicht nur im Kaukasus - gefährdet ist. Ja 'böse Russen' sind es, die die Republikaner für ihre Wahlkampf benötigen, und deshalb müssen diese so intensiv wie nur möglich beschuldigt werden. Interessant ist dabei nur, wie viele Kommentatoren ihnen dabei auf de Leim gingen.
Tatsächlich sieht es so aus, als destabilisierten die US-amerikanischen Republikaner die Welt nur, damit ihr Kandidat die Präsidentschaftswahlen gewinnt. Manchmal zeigt sich aber, dass auch den professionellen PR-Leuten nicht alles gelingt. Erinnern wir uns nur an Sakaschwilis Klage, die westeuropäische Staaten hätten die Schuld an dem Einmarsch russischer Truppen in Südossetien. Wahnsinn, Sakaschwili, der Mann, der die Stadt Cchinvali zerstören und dort lebende Zivilisten ermorden ließ, beschwert sich darüber, dass die Russen ihn daran hinderten, ungestört seine verbrecherischen Ambitionen nachzukommen. Nachdem er Westeuropäern diesen absurden Vorwurf gemacht hat, sollten selbst die Politiker ihn nicht mehr unterstützen, die den Russen nicht trauen. Er war es, der die Bewohner Südossetiens ermorden ließ, und er beschwert sich jetzt auch noch darüber, dass er gehindert wurde, sein mörderisches Werk zu vollenden. Meinen Sie nicht, dass dieses den Politikern und Journalisten in den USA und in der EU, die keine Heuchler sind, genügen sollte, Sakaschwili öffentlich des Kriegsverbrechens zu beschuldigen?